DER HINDUISMUS

 

 

Als Gründer oder obersten Verkünder des indischen Schrifttums steht Krishna Dvaipâyana Vyâsadeva (nicht zu verwechseln mit Vasudeva-Krishna aus dem Mahabharata). Die heiligen Schriften Indiens wurden von ihm vor mehr als fünftausend Jahre niedergeschrieben. Eine mündliche Tradition (Parampara) bestand aber bereits vorher. Es gibt im Hinduismus verschiedenste Strömungen und philosophische Schulen, allen gemeinsam ist aber, dass sie die Veden als heilige Bücher anerkennen, man nennt sie deshalb "astika". Je nach Entwicklungsstand, Fähigkeiten und Interessen werden für die Gläubigen verschiedene Schriften empfohlen. Deshalb kennt der Hinduismus auch keine Dogmen, welche für alle Bevölkerungsschichten gültig sind.

 

Die Veden sind in vier Teile unterteilt: Dem Sāma Veda,Ṛg Veda, Atharva Veda und Yajur Veda. Diese vier Vedas werden, dann durch die Purāṇas erklärt. Es gibt 18 Puranas. Die Puranas wiederum werden durch die 108 Upaniṣaden erklärt.Die Essenz der Upaniṣaden findet sich Vedānta-sūtra das Vedānta-sūtra wiederum wird wieder im Śrīmad-Bhāgavatam erklärt. Krishna Dvaipâyana Vyâsadeva empfiehlt im Śrīmad-Bhāgavatam dem Buch welches er als Krönung seiner schriftstellerischen Tätigkeit verfasste,dem ernsthaften Suchenden ausschließlich das Śrīmad-Bhāgavatamzu studieren. Im Śrīmad-Bhāgavatamwird der Leser schrittweise in die extatische Gottesliebe eingeführt. Dies geschieht über das Verständnis der Natur, über die göttlichkeit aller Lebewesen, Gott im Herzen aller Lebewesen, Gottes unpersönlichen Urenergie (welche als Om oder Brahman bekannt ist), bis zur persönlichen und erotischen Gottesliebe, welche als Bhaktiyoga in Madhurya-Rasa bekannt ist. Dies wird vor allem im Vishnuismus des nördlichen Teil Indiens gelehrt.

 

Auf der höchsten Stufe von Yoga (Religion) erkennt die Seele, dass ihre ewige, natürliche Erfüllung darin besteht, Gott mit reiner Liebe und Hingabe (Bhakti) zu dienen. Bhakti ist das Ziel von allen Yoga-Vorgängen. Deshalb erklärt die Bhagavad-Gita, das Bhakti-Yoga der beste, und direkteste Weg zu Selbstverwirklichung und Gotteserkenntnis ist.

 

Der Vishnuismus ist neben Shivaismus und Shaktismus eine der drei wichtigsten Richtungen des Hinduismus. Im Visnuismus wird Visnu in seinen verschiedenen Inkarnationen den Halbgöttern oder Engel(Devatas) übergeordnet. Trotzdem werden aber den Devatas hohen Respekt entgegengebracht, mit dem Wissen, dass sie höher entwickelte Lebewesen sind und geweihte Vishnus sind. Der Vishnuismus enthält mehrere religiöse Strömungen unterschiedlichen Ursprungs. Die drei Hauptströmungen beziehen sich auf Vishnu, Vasudeva-Krishna aus dem Mahabharata und Rama, den heldenhaften Prinzen im Epos Ramayana. Nach vishnuitischen Lehren kann Vishnu sich in unzählige spirituelle Gestalten vervielfältigen, die alle mit ihm identisch sind. Dies gilt als Ausdruck seiner unbegrenzten Macht, und nicht als die Manifestation unterschiedlicher in Konkurrenz stehender Gottheiten.

Deshalb kann der Hinduismus auch andere Religionsgemeinschaften in sein Weltbild integrieren, Voraussetzung es wird ein höchster, alles kontrollierender und allmächtiger Baumeister aller Welten angebetet. Um diese Haltung vom traditionellen Monotheismus westlicher Prägung abzugrenzen, bezeichnete sie der Indologe Friedrich Max Müller als Henotheismus. Die heutige religionswissenschaftliche Literatur dagegen aber betrachtet Vishnuismus häufig als Monotheismus, welches nicht dem hinduistischen Selbstverständnis entspricht. Auch Jahwe, Allah oder Manitu aus dem Schamanismus haben durchaus Platz im Verständnis des Hinduismus.

 

Eng mit Vishnuismus verknüpft ist die Avatara-Lehre: Danach kehrt Vishnu in zahllosen Inkarnationen auf die Welt zurück, wenn der Dharma, Recht und Ordnung, schwinden.

 

Die westliche Wissenschaft unterscheidet verschiedene Epochen im Hinduismus. Für den Hindu treffen diese Epochen-Unterscheidungen aber nur für das aktuelle Zeitalter, dem Kali-Yuga zu. Die Hindus glauben nämlich, dass diesem Zeitalter (dem Kaliyuga) andere Zeitalter vorausgegangen sind, in denen die Menschen geistig höher entwickelt waren und deshalb keine technischen Hilfsmittel benötigten.Mit dem Wechsel in immer finstere Zeitalter, bis zum heutigen Zeitalter dem Kaliyuga, hat sich das Bewusstsein der Menschen zunehmend verdunkelt und ihre geistigen Fähigkeiten gingen zunehmend verloren.Die Hindus glauben jedoch, dass sich die Zeitalter abwechseln, wie die Jahreszeiten, und dass deshalb auf das aktuelle dunkle Zeitalter ein lichtvolles (Satya-Yuga) folgen wird.

 

LEHRE

Weiteres lehrt der Hinduismus, dass die Seele und damit alles Lebendige ein Teil von diesem höchsten Bewusstsein ist, wie die Funken ein Teil des Feuers sind (Mundaka Upanishad 2.1.1). Gemäss dem Hinduismus sind also alle Lebewesen miteinander und mit Gott verbunden.Beim Tod legt die Seele gemäss Hinduismus ihre äusseren Hüllen (u.a. den physischen Körper) ab. Weil die Seele ewig ist, stirbt sie nicht nach dem physischen Tod, sondern muss sich immer und immer wieder verkörpern, bis sie ihre Egozentrität aufgibt und zu Gott zurückkehren kann. Im getrennten Dasein von Gott kann die Seele aber nie Glückseligkeit erfahren und ist den materiellen Leiden und der Wiedergeburt ausgesetzt. Die Seele kann Gott nicht erkennen, weil sie von den materiellen Hüllen und ihrem Egoismus (Asmita und Avidya) bedeckt ist.Es ist deshalb das Ziel aller Hindus, den Kreislauf der wiederholten Geburten und Tode zu beenden und zu Gott zurückzukehren (Moksha).Für die Mehrheit der Hindus ist dieses ursprüngliche reine Bewusstsein (brahman) durchaus ein persönlicher Gott, den sie um Hilfe und Erlösung bitten, und sie gehen deshalb den Pfad der Hingabe (Bhakti). Die Befreiung vom Rad der Wiedergeburten (Samsara) erreicht der Hindu durch Yoga.Hierfür stehen ihm grob gesagt drei Yogapfade zur Verfügung, wobei die grosse Mehrheit der Hindus (Vishnuiten) dem dritten Pfad folgt.1. Jnana YogaDurch Unterscheidungsvermögen versucht man Loslösung und Wunschlosigkeit zu erreichen. Dadurch wird die Seele lichthaft und sie kann Gott und die Einheit erkennen. Dadurch überwindet die Seele die weltliche Illusion und kehrt zu Gott zurück.2. Raja YogaDurch Meditation versenkt man sich ins eigene Bewusstsein, bis man alle Hüllen der Seele hinter sich gelassen hat und das Absolute/ Gott erkennt.Hatha-Yoga (die gymnastischen Übungen, die vor allem im Westen als Yoga schlechthin bekannt geworden sind) gehört zu den ersten Stufen im Raja Yoga. Durch Hatha Yoga soll der Körper vitalisiert werden. Körper und Geist werden durch Hatha Yoga fitt gemacht für die Meditation, indem sie ruhig werden und so nicht mehr die Meditation stören.3. Bhakti YogaDurch völlige Hingabe und Dienst zu Gott wird die Seele geläutert. Gott persönlich ruft die Seele dann zu sich und befreit sie. Man wird auf diesem Pfad also durch die Barmherzigkeit (kripa) von Gott von der Welt erlöst.Gemäss dem Hinduismus wohnt auch in den Tieren die gleiche Seele wie in den Menschen. Die Seele im Tier ist nur noch weniger entwickelt und wird irgendwann auch einen menschlichen Körper erreichen. Der Hinduismus lehrt deshalb, dass es die Pflicht der Menschen ist, zum Wohle von allen Lebewesen zu handeln (Bhagavad Gita V.25) und dass ein wahrhaft religiöser Mensch Mitgefühl (karuna) gegenüber allen Lebewesen entwickeln sollte. Dies beinhaltet Gewaltlosigkeit (ahimsa), Freundlichkeit (maitri) gegenüber allen Lebewesen, weshalb im Hinduismus die vegetarische Lebensweise als ein hohes Ideal angesehen wird.

 

VERBREITUNG

Der Hinduismus ist mit 900 Millionen Anhängern die drittgrößte Religion der Erde (nach Christentum und Islam).Er ist heute in Indien, Nepal, Bangladesch, Sri Lanka, Bali und selbst in Mauritius, Südafrika, Fidschi, Singapur, Malaysia, Surinam, Trinidad und Tobago verbreitet. In Europa ist er besonders in Großbritannien anzutreffen. Die Verbreitung des Hinduismus erfolgte größtenteils durch Händler und indische Arbeiter, die im 19. und 20. Jahrhundert einwanderten. Des Weiteren erfolgte in den letzten Jahrzehnten eine Einwanderung indischer Arbeitnehmer in die arabischen Staaten am Persischen Golf. Wenn man die zahlreichen Yoga-Begeisterten in vielen westlichen Ländern hinzurechnen würde, wäre die Zahl der Hindus noch erheblich grösser.

 

AKTIVITÄTEN IN ST. GALLEN

Jeden Mittwochabend trifft sich die Bhakti-Sanga-Gruppe St. Gallen. An den Treffen nehmen Inder, Tamilen und Schweizer teil. Es werden jeweils eine Stunde lang Mantras und klassische indische Lieder gesungen und anschliessend wird eine Stunde lang über die heiligen Schriften der Hindus (vor allem die Bhakti Literatur) diskutiert. Abgerundet wird der Abend mit einer Arati-Zeremonie und dem Essen von Prasadam (Speise, die Gott dargebracht wurde).Infos: bhaktisangastgallen@gmail.comIn St. Margrethen an der Industriestrasse 27 unterhalten die Tamilen einen wunderschönen Tempel. Der Tempel ist für jedermann am Freitagabend ab 18:00 Uhr bis 22:00 Uhr offen.Infos: www.inthualayam.page.tlinthualayam@hotmail.de

 

KONTAKTADRESSE UND WEBSITES

E-mail: bhaktisangastgallen@gmail.com | inthualayam@hotmail.de

Websites:www.krishna.ch | www.inthualayam.page.tl